Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart beim Mann. Hier erfährst du alles über die Vorbeugung und Anzeichen von Prostatakrebs und den Unterschied zu gutartigen Vergrößerungen der Prostata.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Prostatakrebs?
Prostatakrebs ist die mit Abstand häufigste Krebsart bei Männern. Weitaus öfter sind Vergrößerungen der Prostata jedoch gutartig. Doch was ist die Prostata überhaupt?
Die Prostata (Vorsteherdrüse) ist etwa vier Zentimeter groß. Sie umgibt als Ring die Harnröhre, direkt unterhalb der Harnblase. Dadurch kommen die typischen Probleme beim Harnlassen zustande, die eine Vergrößerung der Prostata verursacht. Die Rückseite der Prostata grenzt an das Rektum (Enddarm). Deshalb ist eine Prostatavergrößerung bei einer rektalen Tastuntersuchung erkennbar.
Wachstum und Funktion der Prostata werden durch das männliche Geschlechtshormon Testosteron gesteuert. Die wichtigste Aufgabe der Prostata ist die Produktion der Flüssigkeit, in der die Samenzellen transportiert werden. Bei der Ejakulation zieht sich die Prostata zusammen und presst die Flüssigkeit nach außen.
Kommt es zu Veränderungen der Vorsteherdrüse, kann das verschiedene Folgen haben, die wir im Folgenden erklären möchten.
Veränderungen und Erkrankungen der Prostata
Die Prostata kann von verschiedenen Veränderungen und Erkrankungen betroffen sein. Neben dem Prostatakarzinom gehört dazu auch die gutartige (aber dennoch nicht immer harmlose) Vergrößerung der Prostata oder auch die Prostataentzündung.
Gutartige Vergrößerung der Prostata
Mit steigendem Lebensalter wächst die Prostata oft stark an. Ihr Gewicht von anfangs 20 Gramm kann sich bis auf über 100 Gramm erhöhen. Man spricht dann von einer gutartigen Prostatavergrößerung oder einer benignen Prostatahyperplasie (BPH). Diese Veränderung hat nichts mit Prostatakrebs zu tun. Sie sollte aber dennoch behandelt werden. Denn die wachsende Prostata engt die Harnröhre oft immer stärker ein. Die Folge sind nicht nur Probleme beim Wasserlassen (langsames „Tröpfeln“), sondern es verbleibt auch Restharn in der Blase. Daraus können Blasensteine und Entzündungen entstehen. Schlimmstenfalls kann es zu einer kompletten Harnsperre kommen.
Bei Problemen beim Wasserlassen solltest du deshalb unbedingt einen Arzt aufsuchen. Es können neben der Prostatavergrößerung auch andere Krankheiten oder ein Prostatakarzinom dahinterstecken. Peinlich muss dir der Arztbesuch nicht sein, denn immerhin leidet jeder zweite über 50-Jährige an einer (gutartigen) Prostatavergrößerung 1. Die Vergrößerung beginnt etwa ab einem Alter von 35 Jahren. Über 75 sind nahezu alle Männer betroffen. Die Behandlung der gutartigen Vergrößerung der Prostata ist meist medikamentös möglich.
Vorbeugen kannst du, indem du darauf achtest, dass du kein Übergewicht hast, die ballaststoffreich ernährst und nicht rauchst. Auch regelmäßiger Sport beugt Prostataveränderungen vor.
Andere Prostataerkrankungen und Ursachen für Probleme beim Wasserlassen
Treten Probleme beim Wasserlassen auf, können diese auch andere Ursachen haben. Es kann zum Beispiel eine Entzündung der Prostata (Prostatitis) dahinterstecken. Experten schätzen, dass jeder zweite Mann im Laufe seines Lebens einmal von einer akuten oder chronischen Prostataentzündung betroffen ist.
Hast du Probleme beim Wasserlassen, muss aber nicht grundsätzlich die Prostata dahinterstecken. Es gibt auch Ursachen, die unabhängig von der Prostata sind. Deshalb ist es umso wichtiger, den Auslöser ärztlich abklären zu lassen, um frühzeitig die richtige Behandlung einzuleiten.
Prostatakarzinom
Der Prostatakrebs (Prostatakarzinom) macht bei Männern etwa ein Viertel aller diagnostizierten Krebserkrankungen aus 2. Es handelt sich um einen bösartigen Tumor der Vorsteherdrüse. Die Erkrankung muss jedoch nicht immer aggressiv verlaufen. Im Gegenteil, manche Tumore wachsen so langsam, dass gar keine Behandlung nötig ist 3. Andere hingegen wachsen im fortgeschrittenen Stadium über die Prostata hinaus in Nachbargewebe (Samenblasen, Harnblase, Darm) oder haben das Potenzial, sich über die Lymphbahnen oder Blutgefäße in andere Körperbereiche auszubreiten und Metastasen zu bilden. Dazu gehören zum Beispiel Metastasen in den Knochen.
Ein Prostatakarzinom tritt in den meisten Fällen frühestens im Alter von 50 Jahren auf. Der Großteil der Männer ist bei Diagnosestellung schon über 70. Im Folgenden erfährst du, wie das Alter mit dem Risiko einer Erkrankung zusammenhängt, welche weiteren Risikofaktoren es gibt und wie eine Vorbeugung möglich ist.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Ursachen für die Entstehung von Prostatakrebs sind bisher noch nicht vollständig bekannt. Allerdings sind einige Risikofaktoren bekannt, die die Entstehung begünstigen 4:
- Das Alter und Testosteron: Der Hauptrisikofaktor ist das Alter. Testosteron fördert dabei die Entstehung der Krebserkrankung. Da du gegen das Altern und deine Testosteronproduktion nichts tun kannst, ist hier eine generelle Krebsprävention durch eine gesunde Lebensweise und Ernährung (siehe unten) sehr sinnvoll.
- Familiäre Veranlagung: Ist der Vater oder der Bruder erkrankt, besteht ein erhöhtes Risiko. Dann sollten Maßnahmen zur Früherkennung mit dem Arzt besprochen werden.
- Entzündungen: Chronische Entzündungen können die Erkrankung begünstigen.
- Übergewicht: Hier sind sich Forscher nicht ganz einig, da die Daten unterschiedlich sind. Manche Studien zeigen aber, dass eine Krebserkrankung durch Übergewicht begünstigt wird.
- Lebensstil und Ernährung: Studien zeigen, dass bestimmte Arten der Ernährung vor einem Prostatakarzinom schützen können. Rauchen und Alkohol hingegen erhöhen das Risiko. Mehr dazu unten.
Symptome und erste Anzeichen für Prostatakrebs
Oft bemerkt man die Erkrankung sehr lange nicht. Symptome gibt es oft erst in einem sehr späten Stadium. Verschiedene Maßnahmen zur Früherkennung werden dennoch nicht generell empfohlen, auch wenn dadurch eine frühere Diagnose und effektivere Behandlung möglich sein kann 5. Stattdessen liegt es hier an dir selbst, welche Angebote zur Früherkennung du nutzen möchtest.
Welche Symptome hat man?
Leider gibt es keine frühen Warnzeichen oder Beschwerden, die auf ein Prostatakarzinom hindeuten. Oft wird der Krebs erst erkannt, wenn der Tumor so groß ist, dass er Beschwerden verursacht. Es gibt einige Symptome, die dann auftreten können. Diese können auch völlig harmlose Ursachen haben oder mit gutartigen Prostataproblemen zusammenhängen. Allerdings sollten sie immer beim Arzt abgeklärt werden.
- Probleme beim Beginn des Wasserlassens oder schwacher Harnfluss
- Unfähigkeit zu urinieren
- Nächtlicher Harndrang
- Schmerzen im Bereich der Prostata (zum Beispiel im Dammbereich)
- Schmerzen bei der Ejakulation oder geringerer Samenerguss
- Blut in der Samenflüssigkeit oder im Urin
- Erektionsprobleme
- Haben sich bereits Metastasen in den Knochen gebildet, kann es zu Schmerzen im unteren Rücken, Hüfte, Becken oder Oberschenkel kommen
Rektale Tastuntersuchung
Männer ab 45 Jahren können im Rahmen einer ärztlichen Vorsorgeuntersuchung einmal jährlich eine digital-rektale Untersuchung (Tastuntersuchung der Prostata vom Enddarm aus) in Anspruch nehmen. Dabei können gutartige Vergrößerungen der Prostata erkannt werden. Ein Prostatakarzinom allerdings ist oft erst im fortgeschrittenen Stadium tastbar. Kleine Knoten können selten erkannt werden. Zur Früherkennung eignet sich die Maßnahme deshalb nur bedingt.
Früherkennung: Ist der PSA-Test sinnvoll?
In der Prostata wird die Samenflüssigkeit gebildet. Außerdem produziert die Drüse auch eine Substanz, die prostata-spezifisches Antigen (PSA) genannt wird. PSA lässt sich im Blut messen. Bei einem Karzinom kann der Wert erhöht sein. Darum dient PSA als wichtiger Marker in der Verlaufskontrolle oder zur Abklärung, wenn Krebsverdacht besteht. Eine PSA-Messung zur Früherkennung ist jedoch umstritten und hat sowohl Vorteile als auch Nachteile 6. Darum wird sie von Experten nur in bestimmten Fällen empfohlen und auch nicht von den Krankenkassen bezahlt.
Vorteile der PSA-Messung
- Eine frühe Erkennung ist in manchen Fällen möglich.
- Bei früh erkanntem Erkrankung kann eine Heilung oder besonders schonende Behandlung möglich sein.
Nachteile der PSA-Messung
- Der Wert gibt nur eine Wahrscheinlichkeit an und ist kein sicherer Nachweis für ein Prostatakarzinom.
- Ein erhöhter PSA-Wert kann auch andere Ursachen haben und umgekehrt gibt es auch Tumore, bei denen PSA nicht erhöht ist.
- Dass sich die Überlebenszeit durch frühe Diagnose tatsächlich verlängert, wurde noch nicht nachgewiesen.
- Die Erkrankung muss nicht immer aggressiv verlaufen. Durch den PSA-Test werden unter Umständen Tumore erkannt, die nie Probleme gemacht hätten 7). In solchen Fällen hätte man sich die Belastung der Krebsdiagnose und Therapie ersparen können. Ärzte sprechen dann von Überdiagnose und Überbehandlung.
Sollte man den PSA-Test durchführen lassen oder nicht?
Hier sollte jeder für sich selbst die Vorteile und Nachteile abwägen. Generell halten die meisten Experten heute die Nachteile für schwerwiegender. Wer den Test gerne machen möchte, kann ihn dennoch jederzeit durchführen lassen (muss ihn aber selbst zahlen). Gibt es eine familiäre Vorbelastung und besteht deshalb ein erhöhtes Risiko für Prostatakrebs, kann die Messung jedoch sinnvoll sein. Im Zweifelsfall solltest du darüber mit dem Arzt deines Vertrauens sprechen.
Kann man Prostatakrebs vorbeugen?
Die Krebsfrüherkennung wird manchmal auch als Krebsvorsorge bezeichnet. Das ist aber nicht ganz richtig, denn dabei geht es um die frühe Diagnose von Krebserkrankungen. Eine echte Vorsorge im Sinne einer Vorbeugung geht nur über den Lebensstil. Wir haben in unseren Artikeln bereits darüber berichtet, was du generell zur Vorbeugung gegen Krebs tun kannst.
Für Prostatakrebs empfehlen Experten ganz besonders 4:
- Achte auf dein Gewicht und vermeide Übergewicht.
- Bewege dich regelmäßig und treibe Sport. Empfohlen wird, an fünf Tagen die Woche 30 bis 60 Minuten Sport einzuplanen. Das kann Joggen, Fahrradfahren, Schwimmen oder Kraftsport, aber auch Yoga, Tanzen, Wandern oder anstrengende Gartenarbeit sein.
- Achte auf eine gesunde Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und hochwertigen Ölen (Leinöl, Olivenöl, Hanföl…). Versuche Zucker, Weißmehl, rotes Fleisch, Milch und tierisches Fett zu reduzieren.
- Reduziere deinen Alkoholkonsum und rauche nicht.
Was hingegen nicht hilft, sondern sogar schaden kann, sind Nahrungsergänzungmittel mit Vitamin E oder Selen. Früher nahm man an, diese könnten das Risiko einer Erkrankung reduzieren. In Studien stellte sich das aber als falsch heraus. Unser Tipp: Setze stattdessen auf natürliche Nahrungsbestandteile wie das Lycopin in Tomaten. Auch alle Arten von Kohl und Sojaprodukte haben einen nachweisbaren Effekt bei der Senkung des Prostatakrebs-Risikos 8.
Prinzipiell sollten Lebensmittel mit geringer Pestizidbelastung verwendet werden, daher vorzugsweise aus biologischer Landwirtschaft stammen. Durch die Nähe der Prostata zum Darm, ist eine gute Verdauung und eine intakte Darmflora auch ein wichtiger Faktor zur Risikoverminderung.
- Vuichoud C, Loughlin KR. Benign prostatic hyperplasia: epidemiology, economics and evaluation. Can J Urol. 2015 Oct;22 Suppl 1:1-6.[↩]
- Robert Koch Institut (RKI), Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland (GEKID). Krebs in Deutschland 2013/2014. 11th ed. RKI; 2017.[↩]
- Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms, Langfassung. Version 5.0, April 2018.[↩]
- Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms, Langfassung. Version 5.0, April 2018.[↩][↩]
- Deutsche Krebsgesellschaft: Früherkennung von Prostatakrebs. Im Internet: https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/prostatakrebs/frueherkennung.html[↩]
- Warum Früherkennung von Prostatakrebs? Informationsblatt des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ), Oktober 2015.[↩]
- Deutsche Krebsgesellschaft: Früherkennung von Prostatakrebs. (Website[↩]
- Adjakly M, et al. Prostate cancer: The main risk and protective factors-Epigenetic modifications. Ann Endocrinol. 2015;76(1):25-41.[↩]
Bildquellen
- Prostata-Krebs-Vorbeugung: gpointstudio | Shutterstock.com
Dr. Silvia Nold ist promovierte Biologin und hat eine abgeschlossene Ausbildung als pharmazeutisch-technische Assistentin mit Schwerpunkt Ernährungslehre. Sie war mehrere Jahre in der medizinischen Diagnostik tätig. Dr. Nold schreibt für LPZ Publishing and Consulting LLC über Themen der Biologie, Medizin und Ernährung.