Gegen Bluthochdruck werden unterschiedliche Blutdrucksenker verschrieben, die sich in ihrer Wirkungsweise unterscheiden. Hier erfährst du, wie die fünf häufigsten Wirkstoffgruppen wirken und welche Nebenwirkungen auftreten können.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Was ist Bluthochdruck?
- 2 Welche Blutdrucksenker gibt es?
- 3 Update 2021: Welche Neuigkeiten gibt es bei Blutdrucksenkern und der Behandlung von Bluthochdruck?
- 4 Sind Blutdrucksenker wirklich nötig?
- 5 Empfehlenswerte Videos zum Thema Bluthochdruck
Was ist Bluthochdruck?
Die arterielle Hypertonie (Hypertonie, Hypertonus, Hypertension) wird im täglichen Sprachgebrauch Bluthochdruck genannt. Bluthochdruck ist ein Krankheitsbild, bei dem der Blutdruck des arteriellen Gefäßsystems chronisch erhöht ist.
Bluthochdruck ist eine der häufigsten Erkrankungen. Weltweit sind rund 1,13 Milliarden Menschen betroffen 1. Mit fortschreitendem Lebensalter steigt das Risiko für Bluthochdruck immer stärker an. Zur Vorbeugung von hohem Blutdruck, bei leichtem Bluthochdruck oder begleitend zu einer Therapie helfen nicht nur Blutdrucksenker, sondern auch viele nicht-medikamentöse Maßnahmen.
Ein stark erhöhter Blutdruck stellt ein großes Risiko dar und belastet das Herz-Kreislauf-System. Deshalb wird Bluthochdruck mit Blutdrucksenkern behandelt, um ihn schnell auf einen gesunden Wert abzusenken 2. Für Laien ist jedoch nicht immer ganz einfach zu überschauen, wie Blutdrucksenker eigentlich wirken. Vor allem, weil verschiedene Wirkstoffgruppen ganz unterschiedliche Mechanismen entfalten, um den Blutdruck abzusenken. Hier findest du die Wirkungsweise der am häufigsten verwendeten Wirkstoffgruppen. Oft werden diese Wirkstoffe auch miteinander kombiniert.
Welche Blutdrucksenker gibt es?
Die folgenden Angaben sollen keinen Arzt ersetzen. Bei Entscheidungen für oder gegen bestimmte Wirkstoffe spielen immer sehr viele Faktoren eine Rolle, wie dein Alter oder ob du unter weiteren Erkrankungen leidest. Diese kann nur ein Arzt umfassend beurteilen. Frage bei Unklarheiten am besten deinen Arzt, warum er genau dieses Medikament verschreibt und welche Vor- und Nachteile das Präparat hat. Auch bei Nebenwirkungen ist der Arzt, der das Mittel verschrieben hat, der richtige Ansprechpartner.
Welche Medikamente sind Diuretika?
Diuretika sind entwässernde, harntreibende Wirkstoffe. Deshalb werden sie manchmal auch als „Wassertabletten“ bezeichnet. Häufig wird bei Bluthochdruck die Gruppe der Thiazid-Diuretika verwendet (unter anderem die Wirkstoffe Indapamid oder Hydrochlorothiazid).
Wie wirken Diuretika?
Der Name Diuretika leitet sich davon ab, dass sie die Diurese (Harnbildung) anregen. Dadurch werden vermehrt Wasser und Salz ausgeschieden. Dadurch nimmt die Flüssigkeitsmenge in den Blutgefäßen ab, was den Druck vermindert. Thiazid-Diuretika bewirken dies über mehrere Mechanismen. Sie haben zum Beispiel Einfluss auf die Filtrationsrate der Niere und auf den Natrium- und Chlorid-Transport im Bereich der Nierenkanälchen.
Nachteile von Diuretika
Vor allem zu Beginn der Behandlung wirst du vermutlich einen häufigeren Harndrang verspüren, der je nach Situation lästig bis unangenehm sein kann. Auf Dauer und in höherer Dosierung können Diuretika sich negativ auf die Blutfettwerte und den Blutzucker auswirken und eine Senkung der Natrium-, Kalium- und Magnesiumwerte im Blut verursachen. Darum werden sie oft niedriger dosiert und sehr häufig in Kombination mit anderen Blutdruckmitteln eingesetzt.
Der Wirkstoff Hydrochlorothiazid (HCT) machte im Herbst 2018 Schlagzeilen, da zwei aktuelle skandinavische Langzeitstudien einen dringenden Zusammenhang zwischen der Einnahme von HCT und der Entstehung von weißem Hautkrebs nahelegen 3. Nun haben alle pharmazeutischen Hersteller des Diuretikums HCT in Abstimmung mit der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) einen „Rote Hand-Brief“ herausgegeben 4, wonach Ärzte ihre Patienten, denen sie die Substanz verschreiben, auf dieses Risiko aufmerksam machen sollen. Bei Einnahme von HCT empfiehlt es sich, die Haut regelmäßig auf Veränderungen hin zu beobachten.
Vorteile von Diuretika
Diuretika sind für gewöhnlich sehr gut verträglich und wirken besonders gut in Kombination mit ACE-Hemmern und Beta-Blockern, deren Wirkung sie verstärken können. 2009 prüfte das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen alle Studien zu blutdrucksenkenden Mitteln und kam zu dem Schluss, dass Diuretika „in der Regel als Therapie der ersten Wahl“ bei Bluthochdruck angesehen werden können 5.
Blutdrucksenker Betarezeptorenblocker („Beta-Blocker“)
Beta-Blocker hemmen die Wirkung des Stresshormons Adrenalin und des Neurotransmitters Noradrenalin. Häufig verwendete Wirkstoffe sind zum Beispiel Metoprolol oder Bisoprolol.
Wie wirken Beta-Blocker?
Beta-Blocker heißen eigentlich Betarezeptorenblocker, oder ganz genau gesagt: Beta-1-Rezeptor-selektive Blocker. Sie binden an die Beta-1-Rezeptoren, die sich am Herzen und in der Niere befinden, und werden bei Herzerkrankungen und auch Bluthochdruck eingesetzt. Die Beta-1-Rezeptoren werden auch Adrenozeptoren genannt, da dort Adrenalin und Noradrenalin binden. So kommt es zum Beispiel bei Stress oder Angst zu einer Erhöhung der Leistung des Herzens (Schlagkraft und Herzfrequenz) und einer Ausschüttung des blutdrucksteigernden Enzyms Renin in der Niere. Beta-Blocker besetzen („blockieren“) einen Teil dieser Rezeptoren und schwächen so die Adrenalin-Wirkungen ab.
Nachteile von Beta-Blockern
In den letzten Jahren wurde der Einsatz von Beta-Blockern kritisch hinterfragt. Seitdem gelten sie nicht mehr grundsätzlich als blutdrucksenkendes Mittel der ersten Wahl 6 7. Sie verlangsamen den Herzschlag und können Asthma und COPD (chronisch-obstruktive Lungenerkrankung) verschlimmern. Langfristig verschlechtern sie in manchen Fällen die Blutzucker- und Blutfettwerte und führen zu Übergewicht.
Vorteile von Beta-Blockern
Beta-Blocker sind ideale Wirkstoffe für Menschen, die Bluthochdruck und begleitend eine eingeschränkte Herzfunktion oder koronare Herzkrankheit haben. Auch nach einem Herzinfarkt oder bei Herzrhythmusstörungen sind Beta-Blocker oft das Mittel der Wahl, da die Wirkung als Herzmedikament und als Blutdrucksenker sich in diesem Fall perfekt ergänzen.
Blutdrucksenker Kalziumantagonisten
Kalziumantagonisten wirken durch eine Beeinflussung von Kalziumkanälen und sorgen so für eine Erweiterung der Blutgefäße und/oder eine Verlangsamung bzw. Abschwächung des Herzschlags. Bekannte Wirkstoffe sind unter anderem Nifedipin, Nitrendipin, Verapamil oder Diltiazem.
Wie wirken Kalziumantagonisten?
Kalziumantagonisten blockieren bestimmte Kalziumkanäle und werden deshalb auch als Kalziumkanalblocker bezeichnet. Dadurch verhindern sie, dass Kalzium in die Zellen einströmt, was ansonsten zu einer Kontraktion der jeweiligen Muskeln führt. Wirkstoffe wie Nitrendipin oder Nifedipin wirken auf die Muskulatur der Blutgefäße. Wird dort eine Kontraktion verhindert, entspannt sich die Muskulatur und die Blutgefäße erweitern sich. Der Blutdruck sinkt. Verapamil und ähnliche Wirkstoffe wirken vor allem auf das Herz und sorgen für eine sinkende Schlagkraft und Herzfrequenz. Diltiazem-ähnliche Wirkstoffe kombinieren beide Mechanismen.
Nachteile von Kalziumantagonisten
Einige Arten von Kalziumantagonisten verlangsamen den Herzschlag. Das ist gewollt und ein Mechanismus zur Senkung des Blutdrucks. Allerdings sollten sie deshalb nicht (oder nur mit speziellen, ärztlichen Begründungen) mit Beta-Blockern kombiniert werden, da diese ebenfalls den Herzschlag verlangsamen. Manchmal, vor allem in hoher Dosierung, führen Kalziumantagonisten zu Wassereinlagerungen (Ödemen), Kopfschmerzen oder anderen Nebenwirkungen.
Vorteile von Kalziumantagonisten
Kalziumantagonisten sind fast immer gut verträglich und gut wirksam. Eine Kombination mit anderen blutdrucksenkenden Mitteln (außer Beta-Blockern) ist problemlos möglich. Sie werden oft gemeinsam mit ACE-Hemmer eingesetzt. Studien zeigen, dass der Einsatz von Kalziumantagonisten zuverlässig vor den meisten wichtigen Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützt, die durch Bluthochdruck bedingt werden 8.
Blutdrucksenker ACE-Hemmer
ACE-Hemmer wirken auf den Blutdruck, indem Sie die Weite der Blutgefäße beeinflussen. Die am häufigsten verwendeten Wirkstoffe sind Ramipril, Lisinopril, Captopril und Enalapril.
Wie wirken ACE-Hemmer?
ACE-Hemmer heißen so, weil sie das Enzym ACE (Angiotensin Converting Enzyme) hemmen. Dieses Enzym bewirkt, dass eine Hormonvorstufe, das Angiotensin I, in seine wirksame Form Angiotensin II umgewandelt wird. ACE-Hemmer sorgen also für einen niedrigeren Angiotensin-II-Spiegel. Das senkt den Blutdruck, da Angiotensin II eine Schlüsselrolle im Wasserhaushalt und Blutdruck-Regulationssystem spielt. Es sorgt zum Beispiel für ein Zusammenziehen der Blutgefäße, was den Blutdruck erhöht. ACE-Hemmer senken den Blutdruck also hauptsächlich durch eine Erweiterung der Blutgefäße.
Nachteile von ACE-Hemmern
Wie jedes Medikament können ACE-Hemmer bestimmte Nebenwirkungen haben. Die häufigste Nebenwirkung, die ungefähr jeden Zehnten trifft, ist ein Reizhusten. Der Grund ist, dass das Angiotensin Converting Enzyme eine weitere Funktion hat: Es baut das Gewebshormon Bradykinin ab. Zu viel Bradykinin kann entzündungsfördernd wirken, bestimmte Ödeme (Quincke-Ödem) verursachen und löst, so vermuten Forscher, auch den Husten aus. Wenn du ACE-Hemmer nimmst und Husten bekommst, solltest du mit deinem Arzt sprechen. Dann kann auf ein anderes Medikament gewechselt werden. Eine gute Alternative sind die AT1-Antagonisten (siehe unten).
Vorteile von ACE-Hemmern
Sie sind besonders gut für Diabetiker geeignet 9. Bei Diabetikern kann mit der Zeit eine Schädigung der Niere auftreten, die ACE-Hemmer verzögern können. Oft werden ACE-Hemmer in Kombination mit anderen Medikamenten eingesetzt (Diuretika, Kalzium-Antagonisten), sodass die Wirkungen sich gut ergänzen können.
Blutdrucksenker AT1-Antagonisten (Angiotensin-Rezeptor-Blocker)
AT1-Antagonisten wirken, indem sie die Effekte des blutdruckerhöhenden Hormon Angiotensin hemmen. Die Wirkstoffe in dieser Gruppe werden auch als Sartane bezeichnet und haben Namen wie Losartan, Telmisartan, Eprosartan oder Valsartan.
Wie wirken AT-1-Rezeptor-Antagonisten?
AT1-Antagonisten werden auch als AT1-Rezepetor-Antagonisten, AT1-Rezeptor-Blocker, Angiotensin-Rezeptor-Blocker (oder kurz ARB) bezeichnet. Ihre Wirkung ähnelt der von ACE-Hemmern: Sie verhindern, dass das Hormon Angiotensin II die Blutgefäße verengt. Darum werden sie oft als Alternative zu den ACE-Hemmern eingesetzt. Während ACE-Hemmer die Entstehung von Angiotensin II verhindern, bewirken AT1-Antagonisten, dass das Angiotensin II nicht an seinen Rezeptoren andocken kann.
Nachteile von AT1-Antagonisten
AT1-Antagonisten haben relativ wenig Nebenwirkungen. Eher selten kann es zu Kopfschmerzen, Schwindel oder Müdigkeit kommen. Es gab 2010 Hinweise darauf, dass die AT1-Antagonisten das Krebsrisiko leicht erhöhen könnten. Inzwischen wurden diese Hinweise mehrfach überprüft und stellten sich als nicht zutreffend heraus 10.
Vorteile von AT1-Antagonisten
AT1-Antagonisten haben wenig Nebenwirkungen und sind in der Regel gut verträglich. Da sie weniger Nebenwirkungen als ACE-Hemmer haben und nicht wie diese einen Reizhusten auslösen können, verwendet man sie als Alternative, wenn ACE-Hemmer schlecht vertragen werden oder zu Husten führen. Dass sie nicht generell zuerst verschrieben werden, liegt am Preis. Sie sind deutlich teurer als ACE-Hemmer.
Weitere Blutdrucksenker: Mittel der „zweiten Wahl“
Neben den fünf genannten, sehr häufig eingesetzten Medikamenten, gibt es noch andere blutdrucksenkende Wirkstoffe. Sie werden als Mittel der zweiten Wahl bezeichnet, da sie nur dann eingesetzt werden, wenn die oben genannten Wirkstoffgruppen nicht gut vertragen werden oder wegen bestimmter Erkrankungen nicht eingesetzt werden dürfen.
In den aktuellen Leitlinien wird nicht mehr so strikt zwischen Mitteln der ersten und zweiten Wahl getrennt 11, in der Regel wird Bluthochdruck aber immer noch zuerst mit den fünf oben genannten Wirkstoffgruppen behandelt, da diese am besten erforscht und gut verträglich sind.
- Renin-Hemmer: Greifen wie ACE-Hemmer in die Bildung von Angiotensin II ein, jedoch frühzeitiger im Stoffwechsel und daher mit einem höheren Risiko für Nebenwirkungen.
- Kaliumkanalöffner: In der Gefäßmuskulatur befinden sich Kaliumkanäle. Diese werden geöffnet, was indirekt zu einer Entspannung und Weitung der Gefäße führt.
- Alphablocker: Alphablocker, oder genauer gesagt Alpha-1-Antagonisten und Alpha-2-Antagonisten, hemmen ähnlich wie Betablocker die Adrenalinwirkung und senken so den Blutdruck.
- NO-Donatoren: NO-Donatoren setzen in der Gefäßmuskulatur NO (Stickstoffmonoxid) frei, was die Gefäße erweitert. Sie werden vor allem bei Angina Pectoris und zur Herzinfarkt-Vorbeugung eingesetzt.
Update 2021: Welche Neuigkeiten gibt es bei Blutdrucksenkern und der Behandlung von Bluthochdruck?
Da sich im Bereich der Blutdrucksenker einige Neuigkeiten ergeben haben, möchten wir euch hier ausgewählte Studien vorstellen, die seit dem ersten Verfassen des Artikels neu erschienen sind. Außerdem möchten wir euch auf aktuelle Forschungsfelder und neue Zukunftsaussichten für die Behandlung von Bluthochdruck aufmerksam machen.
Individuelle Behandlung von Bluthochdruck
Hauptfokus der Forschung liegt aktuell bei vielen Forschergruppen darauf, jedem Patienten eine genau angepasste, individuelle Behandlung des Bluthochdrucks zukommen zu lassen. Viele Menschen mit Bluthochdruck müssen, wenn auch manchmal nur zeitweise, mehr als nur einen Wirkstoff einnehmen. Darum geben die Autoren einer aktuellen Studie genau an, welche Medikamentengruppen sich gut ergänzen oder verstärken 12. Aber auch, welche Medikamente nicht zusammen eingenommen werden sollten, beispielsweise ACE-Hemmer und AT1-Antagonisten (Angiotensin-Rezeptor-Blocker). Zusätzlich werden in dieser Veröffentlichung auch Empfehlungen ausgesprochen, welche Medikamente gegen Bluthochdruck bei Herzkrankheiten, chronischer Niereninsuffizienz oder Diabetes am besten geeignet sind.
Noch individueller könnte es mit ganz neuen Methoden der Medizin werden. Durch die Sequenzierung der DNA sowie unterschiedliche Behandlungen für Männer und Frauen könnten maßgeschneiderte Therapien gegen Bluthochdruck möglich werden 13.
Zu einer individualisierten Therapie gehört aber auch die Berücksichtigung individueller Faktoren, die den Blutdruck erhöhen. Tragen bei einer Person Stress, Ängste, Schlafprobleme, innere Unruhe oder psychische Probleme zum Bluthochdruck bei, kann eine Psychotherapie helfen. In einer Studie konnte eine Verhaltenstherapie nicht nur den diastolischen und systolischen Blutdruck senken, sondern linderte auch Ängste und depressive Symptome, und verbesserte den Schlaf 14.
Behandlung von Therapie-refraktärem (resistentem) Bluthochdruck
Viele Forschungen drehen sich auch um die Behandlung von Bluthochdruck, der sich schwer behandeln lässt (Fachbegriff: therapierefraktäre Hypertonie). Betroffene Menschen sprechen auf verschiedene Blutdrucksenker nicht, oder nicht ausreichend, an. Deshalb ist es natürlich besonders schwierig, gefährlich hohe Blutdruckwerte im Zaum zu halten. Neue Studien zeigen, dass hier in vielen Fällen zu viel Aldosteron vorliegt 15. Aldosteron ist ein Hormon, das in der Nebennierenrinde gebildet wird.
Es vermindert die Ausscheidung von Natrium über die Nieren. Als Folge wird Wasser im Körper zurückgehalten, wodurch sich der Blutdruck erhöht. Neue Therapieansätze zielen deshalb auf die Aldosteron-Level im Körper ab. Außerdem sind auch ganz neue Wirkstoffe gegen die refraktäre Hypertonie in Entwicklung, sodass es für Betroffene eventuell bald weitere medikamentöse Alternativen geben könnte 16.
Therapie von Bluthochdruck durch die Darmflora
Ebenfalls aktuell genauer untersucht: Der Einfluss der Darmflora auf den Blutdruck. Dass das Mikrobiom des Darms mit dem Blutdruck zusammenhängt, weiß man schon länger. Eine aktuelle Studie gibt hier tiefere Einblicke in die zugrunde liegenden Mechanismen 17. Bestimmte Bakterien der Darmflora produzieren kurzkettige Fettsäuren. Diese wiederum, berichten die Autoren der Studie, haben einen regulatorischen Effekt auf den Blutdruck. Darum gehören Maßnahmen, die die Darmflora verändern, immer stärker zur regulären Blutdruckbehandlung dazu. Dabei wird aktuell der Einfluss von Ernährungsumstellungen, Probiotika und der Transplantation von Darmflorabakterien genauer untersucht.
Sind Blutdrucksenker wirklich nötig?
Ein hoher Blutdruck ist gefährlich und begünstigt viele Folgeerkrankungen. Ich selbst bin jemand, der nur dann Medikamente nimmt, wenn es dringend nötig ist. Bluthochdruck ist in sehr vielen Fällen die Folge von wenig Bewegung, viel Stress und zu viel ungesundem Essen mit daraus resultierendem Übergewicht. Natürlich ist es das Vernünftigste, diese häufigsten Ursachen von Bluthochdruck zu beseitigen bzw. einzuschränken. Medikamente sollten kein Ersatz für eine vernünftige Lebensweise sein. Jedoch ist es bei sehr hohen Werten durchaus sinnvoll, mit Medikamenten das akute Risiko, das von dem hohen Druck ausgeht, schnell zu senken.
Schäden durch zu hohen Blutdruck
Ein hoher Blutdruck schädigt auf Dauer das Herz, die Herzkranzgefäße, die Nieren und das Gehirn, erhöht das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall und kann das Leben verkürzen. Hier überwiegt also bei Weitem der Nutzen von Blutdrucksenkern. Parallel zu den Medikamenten solltest du unbedingt deinen Lebensstil gesünder gestalten (siehe unten im Beitrag: unser Video Bluthochdruck natürlich senken). Regelmäßige Kontrollen beim Arzt zeigen, ob die Dosierung der Medikamente noch stimmt.
Nebenwirkungen oder Unwohlsein solltest du sofort mit dem Arzt besprechen, da hier fast immer eine Lösung gefunden werden kann (Medikamentenwechsel, niedrigere Dosierung oder eine Kombination von Wirkstoffen). Du solltest nie eigenmächtig Blutdrucksenker niedriger dosieren oder absetzen. Das erfolgt am besten in Absprache mit dem Arzt und vor allem unter regelmäßiger Blutdruckkontrolle. Es liegt hier sehr viel an dir und deinem Lebensstil. Mit begleitenden Maßnahmen kannst du massiv dazu beitragen, den Blutdruck zu senken. So können bei manchen Patienten Medikamente niedriger dosiert oder sogar ganz weggelassen werden.
Empfehlenswerte Videos zum Thema Bluthochdruck
Interview mit Prof. Dr. Andreas Michalsen zum Thema Bluthochdruck
Prof. Andreas Michalsen ist Internist und Professor für klinische Naturheilkunde an der Charité Berlin und am Immanuel Krankenhaus Berlin. In diesem Interviewausschnitt gibt er konkrete Tipps aus Forschung und Praxis, was man gegen Bluthochdruck tun kann. Weiter unten bei den Buchtipps findest du zwei sehr lesenswerte Bücher von ihm.
Interview mit Dr. Edmund Schmidt zum Thema Bluthochdruck
Dr. Edmund Schmidt ist Facharzt für Ernährungsmedizin und Vitalstofftherapie. In seiner Münchner Praxis berät und behandelt er gemeinsam mit seiner Frau Nathalie Schmidt die Patienten auf ganzheitliche Weise:
Erfahrungsbericht: Blutdruck ohne Medikamente senken
- NCD Risk Factor Collaboration (NCD-RisC). Worldwide trends in blood pressure from 1975 to 2015: a pooled analysis of 1479 population-based measurement studies with 19·1 million participants. Lancet. 2017;389(10064):37-55.[↩]
- Hambrecht R, et al. ESC (European Society of Cardiology) und DKG (Deutsche Gesellschaft für Kardiologie): Leitlinie zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, 2016.[↩]
- Pedersen et al., Hydrochlorothiazide use and risk of nonmelanoma skin cancer: A nationwide case control study from Denmark. J Am Acad Dermatol 2018;78:673-681 bzw. Pottegard A, Hallas J, Olesen M, Svendsen MT, Habel LA, Friedman GD, Friis S. Hydrochlorothiazide use is strongly associated with risk of lip cancer. J Intern Med 2017; 282: 322-331.[↩]
- https://www.akdae.de/Arzneimittelsicherheit/DSM/Archiv/2018-62.html[↩]
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Abschlussbericht A05-09 – Antihypertensive Wirkstoffgruppen als Therapie der ersten Wahl. 2009.[↩]
- Thomas Eschenhagen. Beta-Blocker – wie gut sind sie? Deutsche Herzstiftung 2006.[↩]
- André Said. Betablocker in neuem Licht – Spitzenreiter der Herz-Kreislauf-Therapie sorgen für Überraschungen. Deutsche Apotheker-Zeitung 2014, Nr. 1, S. 52.[↩]
- Elliott WJ, Ram CV. Calcium channel blockers. J Clin Hypertens (Greenwich). 2011 Sep;13(9):687-9.[↩]
- Wu HY, et al. Comparative effectiveness of renin-angiotensin system blockers and other antihypertensive drugs in patients with diabetes: systematic review and bayesian network meta-analysis. BMJ. 2013 Oct 24;347:f6008.[↩]
- Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM): Angiotensin-II-Rezeptor-Antagonisten (Sartane): Verdacht auf potenzielles Karzinogenitätsrisiko wurde nicht bestätigt. 2013[↩]
- Mancia G et a. 2013 ESH/ESC Guidelines for the management of arterial hypertension: the Task Force for the management of arterial hypertension of the European Society of Hypertension (ESH) and of the European Society of Cardiology (ESC). J Hypertens. 2013 Jul;31(7):1281-357.[↩]
- Smith DK, et al. Managing Hypertension Using Combination Therapy. Am Fam Physician. 2020 Mar 15;101(6):341-349.[↩]
- Luca C-T, et al. Arterial Hypertension: Individual Therapeutic Approaches-From DNA Sequencing to Gender Differentiation and New Therapeutic Targets. Pharmaceutics. 2021 Jun 9;13(6):856.[↩]
- Li Y, et al. The efficacy of cognitive behavioral therapy-based interventions on patients with hypertension: A systematic review and meta-analysis. Prev Med Rep. 2021 Jul 6;23:101477.[↩]
- Acelajado MC, et al. Treatment of Resistant and Refractory Hypertension. Circ Res. 2019 Mar 29;124(7):1061-1070.[↩]
- Angeli F, et al. Aprocitentan, A Dual Endothelin Receptor Antagonist Under Development for the Treatment of Resistant Hypertension. Cardiol Ther. 2021 Jul 12. Online ahead of print.[↩]
- Yang F, et al. Gut microbiota-derived short-chain fatty acids and hypertension: Mechanism and treatment. Biomed Pharmacother. 2020 Oct;130:110503.[↩]
Bildquellen
- Wirkungsweise Bludrucksenker: outh_desire | Shutterstock.com
Dr. Silvia Nold ist promovierte Biologin und hat eine abgeschlossene Ausbildung als pharmazeutisch-technische Assistentin mit Schwerpunkt Ernährungslehre. Sie war mehrere Jahre in der medizinischen Diagnostik tätig. Dr. Nold schreibt für LPZ Publishing and Consulting LLC über Themen der Biologie, Medizin und Ernährung.